Immer wieder werden momentan in der öffentlichen Diskussion über die Zukunft des Bargeldes verschiedene Argumente vermengt.

In Europa gibt es bereits Länder wie beispielsweise Italien, in denen Händler nur bis zu eintausend Euro in bar annehmen dürfen. Der wesentliche Grund dafür ist die Verkomplizierung von Steuerhinterziehung oder Korruption. Dies macht volkswirtschaftlich Sinn. Denn Steuerhinterziehung und Korruption haben negative Auswirkungen auf die Wirtschaftskraft eines Landes. Es ist nachgewiesen, dass Länder mit starker Korruption langsamer wachsen, als Länder mit niedriger Korruption. Investitionen erfordern Rechtssicherheit. Korruption verunsichert dagegen die Investoren. Steuerhinterziehung nützt nur kurzfristig und nur den Steuerhinterziehern, bis diese erwischt werden. Die Allgemeinheit muss für das durch Korruption entstandene Steuerdefizit aufkommen, weil für das gleiche Steueraufkommen die Steuersätze angehoben werden müssen. Hohe Steuersätze führen zu Fehlanreizen und damit zu geringerem Wachstum.

Eine Grenze für Barzahlungen ja, eine Abschaffung des Bargeldes nein

Die Einführung einer Grenze für Barzahlungen, seien es eintausend oder fünftausend Euro, ist auf keinen Fall mit der Abschaffung des Bargelds gleichzusetzten. Für viele vermögende Bürger ist Bargeld zudem ein sicheres Wertaufbewahrungsmittel. Denkt man zurück an die Finanzkrise 2009, als mit Lehman eine Großbank überraschenderweise zusammenbrach, hat Bargeld und eine damit verbundene Sicherheit durchaus seine Berechtigung. Eine totale Abschaffung des Bargelds würde den Bürgern diese Möglichkeit nehmen. Nicht jeder will als alternative Goldmünzen horten und dabei die Kurschwankungen des Goldpreises in Kauf nehmen.

“Wir sind emotional an Geld gebunden – das Abschaffen von Bargeld würde uns Sicherheiten nehmen.“

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Bargeldloses Bezahlen – vielleicht sogar mit dem Smartphone – erscheint auf den ersten Blick effizient und fortschrittlich. Dennoch ist die Mehrheit der Bevölkerung für diese Lösung momentan emotional nicht zu gewinnen. Dafür wird ähnlich wie beim Elektroauto noch viel Zeit vergehen.

Mit Abschaffung des Bargeldes, könnten Banken Negativzinsen auf Guthaben erheben

Allerdings könnte sich angesichts der Zinspolitik der EZB noch ein anderer Hintergedanke einschleichen. Im Moment zwingt die EZB die Banken dazu, für sich selbst negative Einlagenzinsen hinzunehmen. Der Druck auf die Banken, mehr Kredite an die Wirtschaft zu vergeben soll dadurch erhöht werden. Bis jetzt hat die EZB damit nur mäßigen Erfolg. Die ersten Banken reichen bereits den Negativzins an Kunden mit hohen Guthaben weiter. Sowohl die Kunden als auch die Banken können einem negativen Zinsdiktat der EZB entgehen, indem sie Bargeld statt Kontoguthaben halten. Eine Abschaffung des Bargelds würde allerdings diese Ausweichmöglichkeit verhindern. Doch trotz aller unkonventionellen Methoden, mit denen die EZB gegen die Wachstumsschwäche im Euroland ankämpft, ist wohl eine weitere Verschärfung durch eine kurzfristige Abschaffung des Bargelds unwahrscheinlich.

Da es kaum noch Guthabenzinsen bei Banken gibt, wird es im Rahmen der Vermögensverwaltung zunehmend sinnvoll, auch größere Beträge in Bargeld zu halten. Viele Anleger nutzen diese Möglichkeit und sollten sich dabei durch die aktuell geführte Diskussion nicht verunsichern lassen. Das Bargeld wird nicht über Nacht abgeschafft. Dies will weder die EZB, noch ist es auf absehbare Zeit politisch durchsetzbar. Somit liegt das Risiko nicht in der Abschaffung des Bargelds, sondern im Ort der Aufbewahrung. Zuhause könnte es durchaus zum persönlichen Risiko werden.

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"Ist die Zukunft bargeldlos?"

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Silvio 19. Juni 2016 um 16:23 Uhr (Antworten)

Bargeld Abschaffung hat nichts mit Kriminalität zu tun, das ist die Methode etwas vorzuschieben was nicht den Tatsachen entspricht. Ob Korruption Wachstum verlangsamt ist nicht nachgewiesen, denn es gibt verschiedene Arten der Korruption und die werden alle nicht beachtet. Ich lebe in Afrika und bin hier auch viel unterwegs. Hier gibt es Orte die haben sich in einer Woche mehr geändert als Deutschland in den letzten 20 Jahren.

Wo waren wir? Bargeld richtig. Jede Einschränkung von Bargeld dient nur den Schutz der Banken und hilft den Staat beim schnüffeln. Nicht umsonst sind die genehmigt per Gesetz und die letzten Jahre habenauch gezeigt das Herrscher und Eliten keinerlei Probleme damit haben, sonst würden Köpfe langsam aber sicher einmal rollen.

Das Bargeld ist den Banken schon lange ein Dorn im Auge, dass schadet dem Geschäft. Ohne Bargeld muss eine Bank den Konkurs nicht fürchten wenn die wieder einmal im Casino der weltweiten Börsen das Zocken nicht verstanden habe .