In der griechischen Tragödie kann sich der Protagonist stets zwischen zwei Alternativen entscheiden. Allerdings enden beide immer gleich: fatal.
Die Finanzpolitik der EZB ist eine Abwärtsspirale
Ähnlich geht es derzeit dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank Mario Draghi. Im Juni 2011 rettete dieser wahrscheinlich mit seinem Satz „What ever it takes“ den Euro. Kurz davor waren die Renditen 10-jähriger spanischer und italienischer Staatsanleihen auf über 7% gestiegen. Die südeuropäischen Krisenländer waren praktisch vom Kapitalmarkt ausgeschlossen. Die Garantie der EZB, Anleihen dieser Länder im unbegrenzten Ausmaß anzukaufen, entspannte die Situation in entscheidendem Ausmaß. Danach folgte eine expansive geldpolitische Maßnahme nach der anderen.
Mittlerweile reicht es dem Kapitalmarkt nicht mehr, dass die EZB bestehende Programme verlängert. Nein, es muss immer noch eins drauf gelegt werden, damit die Anleger weiter bei Laune gehalten werden, um die Schulden der südeuropäischen Länder zu finanzieren. Der Einlagenzinssatz der Banken bei der EZB ist nunmehr bei -0,4% und die EZB kauft sogar Unternehmensanleihen. Wann kann die EZB dieses Rad wieder zurückzudrehen?
Nichtkrisenstaaten wie Deutschland werden von falscher Geldpolitik mit in die Tiefe gerissen
Die Quasi-Garantie der EZB vermindert den Druck auf Italien. Reformen finden dort nur zögerlich statt und in Frankreich überhaupt nicht. Südeuropäische Regierungen, die sich bereits für das notwendige Sparen entschieden haben, wurden von den Wählern abgestraft. So gab es bereits einen Regierungswechsel in Griechenland und Portugal. In beiden Ländern haben Parteien die Wahl gewonnen, nachdem diese versprochen hatten, Teile der Reformen wieder rückgängig zu machen.
Selbst in Spanien, das aufgrund der konsequenten Umsetzung der Reformen wieder ein Wirtschaftswachstum von ca. 3% erreichte, ist die politische Lage instabil geworden. Die Bevölkerung der Krisenländer – mit Ausnahme von Irland – will einfach nicht einsehen, dass Reformen und Sparen notwendig sind, um das Vertrauen der Kapitalmärkte zurückzugewinnen. Kaum beschließt eine Regierung Reformen, wird sie abgewählt. Die Staaten können dann nur noch mit der Quasi-Garantie der EZB über Wasser gehalten werden. Langfristig wird dies allerdings zu einer gewaltigen Umverteilung von den Gläubigern oder Sparern zu den Schuldnern führen. Darüber hinaus bilden sich Blasen der Vermögenspreise, wie z.B. bei Immobilien oder Staats- und Unternehmensanleihen.
“EU-Krisenländer können nur durch Reformen das Vertrauen der #Kapitalmärkte zurückgewinnen.“
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Die politische Stabilität der südeuropäischen Länder wird also mit einer gewaltigen Umverteilung erkauft. Langfristig wird dies Auswirkungen auf die politische Stabilität in den Nichtkrisenstaaten, wie z.B. Deutschland haben. In Deutschland ist in wenigen Jahren die Mehrheit der Wähler im Rentenalter. Reicht die Altersvorsorge aufgrund der niedrigen Zinsen nicht aus, kann dies zu einer Stärkung radikaler Parteien führen. Darüber hinaus wird die Blase der Vermögenspreise irgendwann platzen und Investoren sowie die Banken mit in die Tiefe reißen.
Kann Dragi so weitermachen? Ihm geht es wie jemanden, der auf dem Rücken eines hungrigen Löwen reitet. Wann soll er absteigen? Eine schwierige Entscheidung!